Stellungnahme der grünen Fraktion zum Haus des Gastes

In einer Rede vor der Stadtvertretung erläutert die grüne Stadtvertreterin Monika Obieray, warum die grüne Fraktion nach reiflicher Überlegung für einen Abriss des Haus des Gastes an der Eutiner Stadtbucht ist.

24.09.14 – von Monika Obieray –

REDE

 

Der Beschluss zum Abriss des Haus des Gastes ist in der grünen Fraktion nicht übereilt und kurzfristig gefallen, sondern ganz im Gegenteil: Mindestens seit die Stadtvertretung vor mehr als einem Jahr den Beschluss zur Durchführung der Landesgartenschau gefasst hat, war uns Grünen klar, dass das Haus des Gastes betroffen ist.

Wir haben uns informiert, mit vielen Menschen gesprochen und alle Aspekte gründlich diskutiert, und dann haben wir uns nach Abwägung aller Argumente für den Abriss entschieden. Das sehen wir als unsere Verantwortung als Stadtvertreter/innen an. Dafür sind wir gewählt worden.

 

Ich möchte kurz darstellen, warum wir heute ohne Wenn und Aber sagen: Wir stehen auch weiterhin zum Abrissbeschluss.

 

Wir haben uns vier Fragen gestellt:

1. Braucht Eutin das Haus des Gastes als Treffpunkt und als Veranstaltungsort?

2. Ist es richtig für die Stadtentwicklung in Eutin, das Haus des Gastes als Denkmal für den Baustil der 60er Jahre zu erhalten?

3. Wie kann die Finanzierung langfristig gesichert werden?

4. Was soll an der Stelle geschehen, wenn das Haus des Gastes abgerissen wird?

 

Unsere Antworten:

1. Wir sehen, dass das Haus des Gastes eine wunderbare, attraktive Lage hat und deshalb als Treffpunkt grundsätzlich gut geeignet ist und gern angenommen wird. Aber die Stadtvertretung hat in großer Einmütigkeit entschieden, die Schlossterrassen neu zu gestalten. Dort wird ein attraktiver Veranstaltungsort entstehen, der alles bieten wird, was das Haus des Gastes hat - kleine Räume für kleine Veranstaltungen und Ausstellungen, Restauration mit Außengastronomie, aber darüber hinaus eben auch den großen Saal, den das Haus des Gastes nicht hat, den Eutin aber als Mittelzentrum unbedingt braucht, für Theater und Konzerte, für große Feste und Events aller Art.

Für die Schlossterrassen ist es möglich, einen Betreiber zu finden, und zwar für das ganze Jahr und nicht nur in wenigen Sommermonaten. Und die Lage der Schlossterrassen ist mindestens ebenso attraktiv wie die auf der anderen Seite der Bucht.

 

Deshalb sagen wir: Das Haus des Gastes wird als Veranstaltungsort nicht gebraucht. Wir sagen sogar: Es ist als Veranstaltungsort nicht gut geeignet, weil es Wohnbebauung in der Nähe gibt. Damit scheidet das Haus für Jugendliche schon mal aus. Aus unserer Sicht muss Eutin alle Kräfte und Potenziale auf die Schlossterrassen konzentrieren, damit dort wirklich ein großer Wurf gelingt.

 

2. Das Haus des Gastes als Denkmal: Wir anerkennen den architektonischen Wert des Haus des Gastes. Es ist eines der wenigen repräsentativen Gebäude für diesen Baustil aus den 60er Jahren. Wenn man sich umschaut, weiß man, es gibt in ganz Schleswig-Holstein nicht sehr viele davon.

Wir wissen aber auch, dass das Land definitiv die Einstufung als Denkmal abgelehnt hat. Das hat Folgen für Fördermittel und für die Erhaltungskosten. Außerdem muss entschieden werden, ob Eutin sich auf die Erhaltung seiner Bausubstanz als historische Residenzstadt konzentrieren will oder ob wir uns so weit strecken können, dass auch die Nachkriegsarchitektur des Haus des Gastes einbezogen werden kann. Wir haben uns entschieden und sagen: Eutin kann nicht alles schaffen. Es ist schon schwer genug, den historischen Stadtkern (mit Rathaus, Schulen, Wasserturm, den historischen Straßenzügen rund um den Marktplatz) in einem Zustand zu halten, sodass Eutin die schöne kleine Stadt bleibt, die sie immer noch ist. Aus grüner Sicht ist es nicht vertretbar, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.

 

3. Trotzdem haben wir selbstverständlich durchdacht, wie die Finanzierung des Haus des Gastes langfristig gesichert werden könnte. Auf jeden Fall müsste die Stadt einen jährlichen Zuschuss für den laufenden Betrieb von ca. 40 000 Euro bereitstellen. Ich betone: nicht einmalig, sondern jedes Jahr wieder. Und wenn das Haus des Gastes ganzjährig genutzt werden sollte, dann wird das nicht reichen.

Der Architekt des Haus des Gastes hat eine Kostenschätzung für eine begrenzte Renovierung vorgelegt. Wir sind durchaus davon ausgegangen, dass diese Schätzung realistisch ist. Sie geht aber nicht von einem ganzjährigen Betrieb aus. Sie enthält auch nicht Unwägbarkeiten wie kostentreibende Schadstoffbelastungen, die bei der Renovierung sichtbar werden können, und vor allem beantwortet sie nicht die Frage nach Fördermöglichkeiten. Es ist richtig, dass es grundsätzlich Fördermittel gibt. Aber wenn eine Einstufung vom Land als Denkmal nicht vorgenommen wird, sind die Fördermittel nicht sicher. Und selbst wenn Eutin Förderung bekommen würde, ist es keinesfalls sicher, dass wir sie oben drauf bekommen zu all den Planungen für die Innenstadt, die jetzt schon da sind und umgesetzt werden sollen.

Auf jeden Fall ist eines sicher: Es wird keinen Betreiber geben, der so viel Pacht zahlen kann, dass die Stadt von den Kosten freigehalten wird. Das ist schlicht völlig unrealistisch. Es bleibt Fakt: Das Haus des Gastes wäre für Eutin ein zusätzlicher, dauerhafter und sicherlich wachsender Kostenfaktor. Auch deshalb sagen wir: Nein, das geht einfach nicht.

 

4. Was kommt nach dem Abriss? Was wir Grünen auf jeden Fall nicht wollen, ist eine Wohnbebauung durch private Investoren auf diesem letzten „Sahnestück“ an der Stadtbucht. Dafür wird es keine Zustimmung von uns geben.

Wir sind dafür, an dieser Stelle einen Hotelstandort zu ermöglichen. Ob das gelingt, ob es überhaupt machbar ist, ob es sich rechnet, - wir sagen gern ehrlich, dass wir es heute nicht mit Sicherheit wissen. Wir sind uns aber sicher, dass Eutin einen attraktiven Standort für ein größeres Hotel unbedingt braucht. Das ist schon an vielen Standorten von Wilhelmshöhe bis zu den Schlossterrassen versucht worden, aber alle Versuche sind gescheitert. Wenn es überhaupt eine Chance gibt, dann vor allem an dieser Stelle.

Wir fürchten auch kein „Loch“ oder eine „gähnende Leere“ an dieser Stelle. Für die Gartenschau wird es ein guter Standort für die Restauration sein. Danach kann der Platz durch eine kreative Bepflanzung als Grünanlage sehr wohl schön hergerichtet werden. Wir können uns durchaus vorstellen, dass viele Menschen einen Sonnenplatz an dieser Stelle dann genauso genießen werden wie heute. Und eine Bocchiabahn oder Ähnliches ist immer möglich.

 

Zusammenfassend stelle ich für die Grünen fest: Wir sehen keine realistische, nachhaltige Alternative zum Abriss des Haus des Gastes. Wir können auch nicht erkennen, dass irgendjemand eine solche Alternative vorgelegt hat. Diese Überzeugung haben wir nach gründlicher Überlegung gewonnen und wir stehen dazu, weil wir gute Argumente haben. Wir stellen uns gern der Diskussion mit den Eutinerinnen und Eutinern, denn das sehen wir als unsere Aufgabe als Stadtvertreter/innen an.

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