Großbaustelle Ostholstein – Was kommt auf uns zu?

Mit der geplanten Fehmarnbeltquerung zwischen Deutschland und Dänemark entsteht eines der größten Infrastrukturprojekte Europas. Doch was auf der Landkarte als europäische Verbindung erscheint, wird vor Ort in Ostholstein zur Belastungsprobe – für Menschen, Natur und Verkehr. Die Deutsche Bahn will ab 2026 die gesamte Strecke zwischen Lübeck und Fehmarn – 88 Kilometer – gleichzeitig ausbauen. Für viele Bürger:innen bedeutet das: jahrelanger Baustellenbetrieb, Unsicherheiten und das drohende Ende der traditionsreichen Bäderbahn.

Hinterlandanbindung im Schnellverfahren

Ziel ist es, bis 2029 eine zweigleisige, elektrifizierte Trasse zu bauen – pünktlich zur Tunnelöffnung auf dänischer Seite. Gebaut wird in zehn Abschnitten gleichzeitig. Brücken, Oberleitungen, Lärmschutzwände und sogar ein Absenktunnel durch den Fehmarnsund gehören dazu. Der Grund für das hohe Tempo: jahrelange Verzögerungen durch Raumordnungsverfahren und zusätzliche Schutzmaßnahmen, die erst spät beschlossen wurden. Die Bahn setzt nun auf ein sogenanntes Allianzmodell – Bauunternehmen und Planungsbüros arbeiten als Partner, um Zeit zu sparen.

Die Bäderbahn: Betriebsbereit, aber nicht befahren

Ein Thema, das vielen Menschen in der Region besonders am Herzen liegt, ist die Zukunft der Bäderbahn. In einem überraschenden Schritt hat die Bahn vor einiger Zeit erklärt, dass sie die Gleise der alten Strecke erhalten und betriebsbereit halten will. Der Antrag auf Stilllegung wurde zurückgezogen, eine geplante Unterbrechung der Strecke durch eine Lärmschutzwand soll es nicht mehr geben.

Dass dieses Thema nicht unter den Tisch fällt, ist auch dem Engagement der grünen Landtagsabgeordneten Nelly Waldeck zu verdanken. Sie hakte im zuständigen Ausschuss des Landtags kritisch nach, als die Bahn von durchgängiger Betriebsbereitschaft sprach – obwohl in den Plänen zunächst eine Unterbrechung durch eine Lärmschutzwand vorgesehen war. Der vielseitige Druck führte zu einem Umdenken bei der Bahn, die nun zugesagt hat, diese Passage zu korrigieren.

Doch die Landesregierung hält an ihrem Kurs fest: Es wird keine Züge auf der alten Trasse geben, da keine Verkehre bestellt oder finanziert werden. Das bedeutet: Die Bäderbahn bleibt formal erhalten – aber praktisch ohne Funktion. Für Orte wie Timmendorfer Strand, die künftig nur noch über einen Bahnhof an der Autobahn angebunden wären, wäre das ein herber Verlust. Auch Lübeck kämpft weiter für eine Regio-S-Bahn, bei der die Bäderbahn eine zentrale Rolle spielen würde.

Was bedeutet das für die Bürger:innen?

  • Großbaustellen in ganz Ostholstein ab 2026 – über Jahre hinweg
  • Eingriffe in Landschaft und Lebensqualität durch Bauarbeiten, neue Trassen und Lärmschutzwände
  • Abkopplung einzelner Orte in der Bauzeit vom Bahnverkehr trotz bestehender Infrastruktur
  • Zukunft der Bäderbahn weiter ungewiss, trotz Rücknahme des Stilllegungsantrags

Unser Grüner Blick: Verkehrswende geht anders

Als Grüne begrüßen wir den Ausbau der Schiene grundsätzlich – aber nicht, wenn er gegen die Interessen der Region durchgesetzt wird. Die Verkehrswende braucht Vertrauen, Beteiligung und langfristiges Denken. Es darf nicht sein, dass funktionierende Bahnstrecken geopfert und zentrale Verbindungen wie die Bäderbahn aufs Abstellgleis geschoben werden, während Prestigeprojekte im Eilverfahren rücksichtslos durchgesetzt werden.

Wir fordern:

  • Eine transparente Planung, bei der Mensch und Umwelt im Mittelpunkt stehen
  • Den dauerhaften Erhalt und eine Reaktivierung der Bäderbahn
  • Eine verkehrspolitische Strategie, die regionalen Nutzen mit europäischer Verantwortung verbindet

Die Fehmarnbeltquerung darf kein Projekt werden, das über die Köpfe der Menschen hinweg umgesetzt wird. Wir werden weiter genau hinschauen – und unsere Stimme erheben, wo Lebensqualität und demokratische Beteiligung auf dem Spiel stehen.



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