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Im Zuge unserer grünen Radtour am 11.9.22 hat uns Steffen Gawor von der BayWa r.e. einen spannenden Vortrag über den Windpark Dissau gehalten, denn diese Firma betreibt 20 Windräder vor Ort. Der Vorteil von Windrädern gegenüber etwa Photovoltaik-Anlagen ist, dass sie prinzipiell 24 Stunden am Tag Strom erzeugen könnten. Allerdings unterliegen Windkraftwerke vielen Auflagen, so dass sie mitunter auch länger stillstehen müssen.
Zur Zeit werden in Deutschland ca. 41,1 %Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen. Davon über die Hälfte aus Windkraft. Bis 2030 sollen 71-80 Gigawatt (GW) pro Jahr Strom aus Windenergie gewonnen werden, aktuell sind wir bei 56 GW. Es bräuchte also einen Ausbau von 4-7 GW/Jahr. Während im Jahr 2017 noch 6,5 GW/Jahr hinzukamen, lagen wir im letzten Jahr allerdings nur noch bei 1,7 GW. Das liegt unter anderem daran, dass es immer schwieriger wird, Genehmigungen für den Bau einer Windkraftanlage zu bekommen. Leider ist auch die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht immer sonderlich hoch – wobei es hier auch regionale Unterschiede gibt.
Die Entwicklung und Verbesserung der Anlagen ist enorm. 1984 produzierte eine Windenergieanlage rund 55 Kilowatt, heute hat eine Onshore-Anlage 4,6 bis 6 Megawatt (MW), eine Offshore-Anlage (die höher gebaut werden kann) bis zu 14 MW. Je höher eine Windenergieanlage ist, desto stärker und konstanter weht der Wind und desto besser ist die Auslastung.
Die Windenergieanlagen in Dissau haben eine Höhe von 100 m und eine Leistung von 3 MW je Windrad. Mit den Landwirten, auf deren Gelände die Kraftwerke stehen, werden langfristige Pachtverträge abgeschlossen. In diesem Windpark werden ca. 115 GWh pro Jahr an Strom produziert, damit lassen sich rund 30.000 Vier-Personen-Haushalte versorgen. Der gewonnene Strom gelangt über rund 5,5 Km verlegte Kabel in das Stockelsdorfer Umspannwerk. Die Firma BayWa r.e. hat mit Enercon einen Vollwartungsvertrag mit 20 Jahren Laufzeit.
Was nach Ablauf der Zeit mit den Kraftwerken passiert, ist vom jeweiligen Zustand abhängig. Manche werden „repowert“, manche werden dank moderner Ersatzteile weiterlaufen können, wenige werden abgebaut werden müssen. Auch in diesem Bereich wird das Recycling der Anlagen aber immer weiter verbessert.
Bei einer WEA gilt der Grundsatz: „so wenig Stillstand und so viel Stromerzeugung wie möglich“. So wird auch regelmäßig mittels Datenübermittlung überprüft, ob ein Kraftwerk steht, wenn es stehen sollte und ob es läuft, wenn es nicht stehen muss.
So gibt es zum Beispiel eine Rotmilanabschaltung (in Dissau sind alle 20 Kraftwerke davon betroffen, wobei wir während des Vortrags zahlreiche Greifvögel beobachtet haben, die mit den Windverwirbelungen zwischen den Kraftwerken regelrecht gespielt haben (siehe hierzu auch: www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/aufwind-fuer-den-rotmilan-in-hessen-trotz-rotoren-18305753.html)), Fledermausabschaltung (3 der 20 Kraftwerke sind betroffen), Lärmabschaltung, Schatten- und Schallabschaltung (hier sind bei ersterem alle 20 und bei letzterem drei Kraftwerke betroffen). Auch bei Wartungsarbeiten (jedes Kraftwerk wird 1x im Jahr gewartet, alle 5 Jahre steht eine größere Wartung an) muss das Kraftwerk natürlich abgeschaltet sein, hier bemüht man sich, den Arbeitsplan den Windgegebenheiten anzupassen und Tage für die Wartung zu nutzen, an denen möglichst wenig Wind ist.
Diese Abschaltungen haben im letzten Jahr etliche MWh „gekostet“. Unter anderem deswegen wird eifrig an einer digitalen Greifvogelsichtung gearbeitet, die ermöglicht, dass sich die Kraftwerke automatisch abschalten, wenn Vögel in der Nähe sind – und sie nicht grundsätzlich nach der Ernte und der Maat wochenweise stillgelegt werden.
Zur Zeit wird außerdem für die bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung umgerüstet. Die Kraftwerke sollen ab 2023 nur noch dann nachts rot leuchten, wenn ein Flugzeug in der Nähe ist. Die entsprechenden Sensoren sind bestellt, aber wegen Lieferengpässen könnte sich die Installation noch etwas länger hinziehen.
Ein Problem, von dem man im Frühling diesen Jahres teils in den Nachrichten lesen konnte, waren die von Hackern durchgeführten Angriffe auf Windenergieanlagen. Der Windpark in Dissau war hiervon zwar nicht betroffen, jedoch kam es während dieser Zeit bei mehreren Windparks unterschiedlicher Hersteller und Betriebsführer in Zentraleuropa zu Kommunikationsstörungen. Schon seit geraumer Zeit wird gegen dieses Problem der Cyber Security mit Hilfe von VPN-Tunneln vorgegangen, jedoch sind diese zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bei allen WEAs verbaut.
Je nach Vergütungsmodell profitieren Windanlagen im Prinzip vom hohen Preis am Strommarkt, aber die Betreiber tragen auch wegen der langfristigen Stromverträge hohe Risiken. Zusätzlich steigen momentan auch die Kosten für die Errichtung eines Kraftwerks deutlich, was neue Investitionen erschwert.
Wir bedanken uns nochmals für diesen tollen Vortrag und bleiben am Ball, um vielleicht bei einer weiteren Radtour sogar die Möglichkeit zu haben, mal so eine Windenergieanlage von innen zu sehen!
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