Wanderung im Sielbektal mit Robert Habeck

Sehr geehrter Herr Minister Habeck,  
seit 3 Jahren kämpfen wir in der Gemeinde Ratekau gegen die feste Fehmarnbeltquerung und ihre besonderen Folgen in Form der Hinterlandanbindung, die uns mit lauten Güterzügen aus Skandinavien beglücken will, die bislang alle noch problemlos über Jütland nach Hamburg fahren. Vor allem die Seebäder an der Lübecker Bucht wehren sich gegen die drohende Verlärmung ( in erster Linie nachts) und versuchen eine Güterzugstrasse durchzusetzen, die sie möglichst verschont.Ratekau bleibt jedoch betroffen, egal welche Trasse man wählen wird. So ist unser Nachbar Bad Schwartau sogar auf die Idee gekommen, eine Neubautrasse vorzuschlagen, die in einem weiten Bogen um Sereetz herum alle wichtigen Biotope zerschneidet und  zerstört, die unser Naturschutzverein in 30 Jahren  mit eigenen Ideen und Mitteln entwickelt und sogar bis zur anerkannten Naturschutzreife gebracht hat. Die Ausweisung des 230 ha. großen Geländes im Sielbektal bei Sereetz zum Naturschutzgebiet läuft bereits seit 3 Jahren, wurde aber bisher immer noch nicht abgeschlossen.   Nun muß man wissen,daß diese Gemeinde auf Grund von immensen Umweltschäden im Jahre 1980 vom Kreis Ostholstein als Landschaftspflegefall ausgewiesen wurde, und auf Grund dieser Fakten bereits zur Gründung des Umweltschutzvereines Sereetz im Jahre 1979 geführt hatte. Seitdem bin ich der spiritus rector und erster Vorsitzender des Vereines.   Wir konnten damals politisch durchsetzen, dass die zahlreichen Kiesabbaugebiete in unserer Gemeinde nicht mehr mit Müll gefüllt wurden wie seinerzeit allgemein üblich, sondern einer geordneten Renaturierung zugeführt wurden. Wir forderten schon damals eine Vernetzung der isolierten Restbiotope in unserer landschaftlich sehr reizvollen ostholsteinischen Gemeinde und entwickelten deshalb die Vision eines 30 ha. großen renaturierten Flachwassersees unmittelbar an der Ratekauer Feldsteinkirche, der einst um 1900 wegdrainiert worden war. Dieser See ist jetzt seit 20 Jahren wieder existent und gilt als bedeutender Rastplatz für Zugvögel auf der Vogelfluglinie. Die Biotopvernetzung gilt als besonders gelungen, die Gemeinde gewann zuletzt in 2011 den Titel der Biodiversitätskommune in Deutschland.   In der  Mitte der 80 Jahre begannen wir als Verein ökologisch interessante Restwiesen anzupachten und entwickelten dann die  Rindergilde, ein seinerzeit völlig neues Pflege und Vermarktungskonzept mit dessen Hilfe wir Geld verdienen konnten, um unsere Naturschutzziele zu finanzieren. Bereits 1985 importierten wir Gallowayrinder aus Schottland, um besonders geeignete Rinder für unser extensives Beweidungsmodell zur Verfügung zu haben. Damit wurdenwir mit diesem speziellen Pflegekonzept zu Pionieren der ersten Stunde .Unser Modell machte anschließend  Schule in der ganzen damaligen Bundesrepublik und gilt seit 2003 nach einer Fachtagung der Uni Lüneburg als Europas Landschaftspflegemodell Nr. 1.Mit der Vermarktung unserer freilaufenden Biorinder verdienten wir genügend  Geld, so dass wir einen großen Teil unserer damaligen Pflegegebiete durch Ankauf auf Dauer sichern konnten. In unserem Gebiet gibt es somit keine Maisfelder sondern nur noch extensive Weideflächen. Damit bei unserem Ranchunternehmen die Arbeit bewältigt werden konnte, begannen wir ab 1992 ausgebildete Westernpferde einzusetzen, die uns das Einfangen der Tiere, die keine Ställe kannten, ermöglichten. In den Jahren entstanden etliche Beiträge über diese unsere Aktivitäten ,die in den Archiven des NDR Hamburg lagern. Vor allem unsere publikumswirksame Rinderarbeit zu Pferde  wurde häufig dokumentiert. Die Gemeinde Ratekau, die bereits seit 1987 eine eigene Umweltabteilung etabliert hat mauserte sich in den 33 Jahren unserer Tätigkeit vom Problemfall zurUmweltgemeinde Nr 1 in Deutschland in der Größenordnung bis 30.000 Einwohner.Unabhängig von der Größenordnung ist Ratekau die Nr. 2 unter allen ausgezeichneten Kommunen.Das Geschenk Gütertrassenanbindung der Bundesrepublik für das dänische Luxusprojekt feste Fehmarnbeltquerung droht uns jetzt wieder in die ökologische Steinzeit zurückzubomben.Für die Seebäder kann es das Ende der blühenden Ferienindustrie bedeuten, denn es gibt einfach keine raumverträgliche Güterzugstrasse im Kreise Ostholstein. Das ist umso bitterer,da die Vogelfluglinie für den dänischen Brückenschlag verkehraufkommensmäßig tiefste Provinz darstellt, hier wird also nur nach dem Prinzip Hoffnung mit sehr ungewöhnlich positiven Kosten-Nutzen Rechnungen  argumentiert.Der Segen der Querung ist für unsere Region nur mit den fraglichen Segnungen von Großprojekten wie Stuttgart 21 zu vergleichen. Meine Idee wäre, mit  uns  und vor allem dem kompetenten Leiter der Umweltabteilung der Gemeinde Ratekau Herrn Jürgen Leicher) einmal  öffentlich darzulegen, was uns hier blüht, bzw. was verblühen wird. Ein Signal für den Sinn von jahrzehntelanger ehrenamtlicher,( und dazu auch noch ungewöhnlich erfolgreicher) Tätigkeit im Naturschutz wird hier jedenfalls nicht gerade gesetzt.          

Wunschkatalog des USV-Sereetz
1. Wiederaufnahme des ausgesetzten Ausweisungsverfahren in Sachen NSG Sielbektal                                                                
2. Ausweisung von Hohe Lieth und Beutz zu Schleswig- Holsteins ersten Urwäldern                                    
3. Der USV-Sereetz bringt sein Eigenland von 23 ha in das Urwaldprojekt ein.

Umweltschutzverein Sereetz, Dr. Jörn Funck

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