GRÜNE aus Oldenburg i.H. besuchen Biogasanlage in Klein-Wessek

Bei Andreas Voss in Klein-Wessek konnten sich die GRÜNEN aus Oldenburg ein eigenes Bild einer Biogasanlage machen. Grundprinzip der Biogasanlage ist die Vergärung von nachwachsenden Rohstoffen oder Abfällen und die daraus resultierende Bildung von dem Biogas „Methan“ und Gärresten. Das Gas wird einerseits durch ein Block-Heizkraftwerk in elektrische Energie gewandelt und dem Stromnetz zugeführt, kann andererseits aufbereitet werden, um in das Gasnetz direkt eingespeist zu werden. Als  Nebenprodukt entsteht Abgas- und Kühlwasserwärme, das über Wärmeaustauscher zu Warmwasser gewandelt wird und dem System zum Teil zur Temperierung des Gärsubstrates dient, zu einem anderen Teil auch für die direkte Beheizung von Gebäuden genutzt werden könnte. Die Abfall- oder Gärendprodukte sind hochwertige Düngemittel für landwirtschaftliche Nutzflächen.                                                                                      Grundlage für die Bezahlung der aus der Biogasanlage erzeugten Energie bildet das Erneuerbare-Energiegesetz (EEG). Der Gesetzgeber hat hierbei für kleinere privilegierte Anlagen, wie die von Herrn Voss, eine Höchstgrenze von 2,3 Mio. m³ Gasproduktion festgesetzt. Herr Voss kann damit etwa 4,8 Mio kw/h Strom und die gleiche Menge an Wärme erzeugen. Eine über 20 Jahre gesicherte Vergütung erfolgt lediglich aus der Stromproduktion. Die erzeugte Überkapazität an Wärme kann, muss aber nicht durch nachgelagerte Betriebe abgenommen werden und wird z.T. über Tischkühler abgeführt.

Im Anschluss an die sehr beeindruckende Führung ging es dann zur Sache und Herr Voss stellte sich den auch manchmal kritischen Fragen.

GRÜNE Oldenburg i.H.:Wenn man die ganzen Energieformen sieht, die eine Biogasanlage produzieren kann, muss dieses Projekt doch sehr gewinnträchtig sein. Wie sieht es mit den Verdienstmöglichkeiten in einer solchen Anlage aus?

Herr Voss: Geplant wurde die Anlage nach dem EEG 9 Gesetz, das eine höhere Vergütung für die erzeugte kwh Menge vorsah als es das EEG 12 Gesetz vorsieht. Mit dieser Vergütung hätte die Anlage finanziert werden können und es wäre auch noch ein Gewinn übrig gewesen, der für die Altersabsicherung meiner Familie vorgesehen war. Durch Komplikationen in der Antragsphase wird aber der jetzt erzeugte Strom nach dem EEG 12 Gesetz und damit niedriger vergütet. Vom Stromverkauf können die Investitionen der Anlage gedeckt werden, an einen Gewinn ist aber nicht zu denken.

GRÜNE Oldenburg i.H.:  Der erzeugte Strom macht ja ungefähr die Hälfte der Jahresproduktion aus. Was passiert mit dem Rest der produzierten Energie?

Herr Voss: Zurzeit liefern wir das produzierten Biogas direkt nach Weißenhaus an die Hanse Werk Natur. Dort steht ein Motor, der die Energie in Strom wandelt. Für diesen Strom erhalten wir die zugesagte Vergütung nach EEG 12. Die hier erzeugte Prozesswärme kommt der Hanse Werk Natur zugute, für die wir nicht ganz 1/10 der gesetzlichen Stromvergütung bekommen.  Diesem Auszahlungspreis liegt ein festgelegter Preisindex zugrunde, der sich nach dem Energiepreisniveau richtet. Eine Abnahmeverpflichtung für die Wärme zu 100% besteht nicht. Die befristete Lieferung von Wärme an die Hanse Merkur ist momentan unser einziger finanzieller Vorteil. Planbar ist dieses Zubrot aber nicht. Der Abnahmevertrag endet 2022 und wird dann neu verhandelt oder auch nicht.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Eine der Hauptkritikpunkte an Biogasanlagen ist die Verwendung von Mais als Substrat und die damit verbundene Schaffung von Monokulturen mit all den Begleiterscheinungen wie Einschränkungen der Insekten- und Vogelvielfalt. Der Maisanbau hat in bestimmten Gegenden zum Begriff von „Grünen Wüsten“ geführt. Was sagen Sie dazu, Herr Voss?

Herr Voss: Diese Frage ist sehr vielschichtig, ich fange erst einmal an. Zunächst ist die Maispflanze ein nachwachsender Rohstoff, der ausgesprochen viel Methan bei der Vergärung entstehen lässt. Der Umgang mit Mais in Sachen Ernteablauf und Silierung ist in einem Milchviehbetrieb wie ich ihn hatte über viele Jahre erprobt. Viele andere Pflanzen wären als Substrat für eine Biogasanlage möglich, aber für die anbauenden Betriebe in punkto Gasausbeute und Deckungsbeitrag immer schlechter als Mais. Damit aber der Mais keine überhandnimmt hat der Gesetzgeber im EEG in der Biogasration nicht mehr als 60% Mais und Getreide im Jahr zugelassen. Hieran bin ich gesetzlich gebunden.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Sehen sie denn andere sinnvolle Ansätze als Substratlieferanten?

Herr Voss: Es gibt durchaus sinnvolle Ansätze mit Klee, Kleegras oder Luzerne als Substratlieferanten. Erfolgsversprechende Versuche laufen. Ein anderer viel näherliegender Ansatz ist den Maisanbau in die Fruchtfolge von Getreide zu übernehmen, um die z.T. sehr engen Fruchtfolgen im Getreideanbau zu entspannen. Hierdurch würde der konzentrierte Maisanbau an Einzelstandorten verschwinden und eher in der Fläche verteilt. Das würde schnell zu einer Entzerrung der Situation führen.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Setzen sie auch andere Gärsubstrate in ihrer Biogasanlage ein?

Herr Voss: Wir setzen noch Festmist, Grassilage und Zuckerrüben ein.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Halten sie es für moralisch vertretbar, dass auf Flächen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden können jetzt Pflanzen angebaut werden, die zur Produktion von Energie dienen?

Herr Voss: Grundlage für die Erzeugung von regenerativer Energie ist ja die Einschränkung des Raubbaus von fossiler Energie. Hierzu dient neben Windenergie und Solarenergie auch die Gewinnung von Energie aus Abfällen und Pflanzen. Diesen Ansatz halte ich allein in der Sache für korrekt. Ob nun ein Teil der Pflanzen für die Nahrung oder die Gewinnung von Strom benötigt werden, vermag ich moralisch nicht zu gewichten. Beide dienen dem Nutzen des Menschen. Die Verarbeitung von Abfallstoffen in einer Biogasanlage ist natürlich erstrebenswert, bringt aber auch eine Menge an investiven Emissionsschutzauflagen und anderen produktionstechnischen Problemen mit sich. Hier müssten aus meiner Sicht wesentlich lukrative Anreize geschaffen werden.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Was wünschen sie sich für die Zukunft in Sachen Biogasanlage?   

Herr Voss: Eine Verdopplung der Gasleistung würde uns in Sachen Planungssicherheit (Alterssicherung) weiterhelfen. Der Verlust der Einspeisevergütung, die durch die Anwendung des EEG 12 eingetreten ist, könnte damit kompensiert werden. Investitionen für einen zusätzlichen Motor und ein überdachtes Gärrestelager in Höhe von etwa 800000.- Euro wären hierfür notwendig. Nach 2022 könnten wir uns eine direkte Biogaseinspeisung vorstellen, die sich aber erst ab einer produzierten Gasmenge von 4,5 bis 5 Mio m³ rentiert. Hierzu wäre für die Aufbereitung des Biogases eine Aufbereitungsanlage notwendig, die etwa 1 Mio Euro kosten würde.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Dann müssten Sie Ihren Betrieb sicherlich verdoppeln?   

Herr Voss: Nein. Die baulichen Ergänzungen habe ich gerade erwähnt. Ein zusätzlicher Motor und ein überdachtes Gärrestelager wären notwendig. Der jetzige Gärrestebehälter würde zu einem zusätzlichen Fermenter umgebaut werden. Alle neuen Elemente würden auf dem bestehenden Gelände ergänzt. Um eine notwendige Verdopplung der Gasleistung zu erzielen, müsste man, wenn man nur den Maisanteil berücksichtigt, nur etwa 1/2 der jetzigen Maismenge aufstocken, was bei der Vielzahl an benachbarten Ackerbauern sicherlich kein Problem darstellt.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Was stellen Sie sich für die Zukunft der Biogasanlage vor?

Herr Voss: Sinn würde es bringen, eine Biogasanlage ganz ohne Förderung zu betreiben. Mit Biogas kann man sich durchaus futuristische Gedanken machen, die aber absolut real sind. Nach 2022 könnte ich mir durchaus vorstellen, interessierten Anliegern in Wessek günstige Wärme zu liefern. Die Biogasanlage wäre dann ein Nahkraftheizwerk. Gleiches gilt für jede Art von Gebäude, das Wärme benötigt, ob das nun ein Gewächshaus, ein Altersheim oder ein Hallenbad ist. Durch die drei Energieformen Wärme, Strom und Biogas lassen sich da eine Menge Ideen zusammentragen.

GRÜNE Oldenburg i.H.: Vielen Dank, Herr Voss, für die Beantwortung all unserer Fragen. Auf alle Fälle haben Sie eine Menge Fragen aus dem Weg geräumt und für uns ein beindruckendes Erlebnis hinterlassen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Zukunft.

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